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Spiel am Dorfplatz

Brauchtum

Die Rauhnächte galten seit jeher als mystische Zeit im Jahreslauf. Wilde Gestalten treiben seit Jahrhunderten im Öblarner und Niederöblarner Raum ihr Unwesen.Die Verkleidung spielt in vielen Formen des Brauches eine entscheidende Rolle. Eine andere Persönlichkeit anzunehmen, auszubrechen und  wild zu sein  ist für das Ritaul enorm wichtig. Da Mitspieler überwiegend Männer sind wollte man vor allem den jungen Mädchen imponieren. Auf der imposanten Freilichtbühne des barocken Öblarner Dorfplatzes wird alljährlich das Krampusspiel zur Aufführung gebracht. Es zeigt den Krampusabend im Leben einer Bauernfamilie, das Treiben in der Stube mit dem unruhigen Warten der Kinder und den Besuch der Nachbarn. Seit 1989 wird das alte Stubenspiel auch öffentlich aufgeführt.

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Peitschenknall

Die klare Winternacht wird durch einen plötzlichen Peitschenknall durchbrochen. Kurz darauf erfolgt ein weiterer Schlag und aus den Tönen entsteht allmählich ein Sechsertakt der wie das Klappern eines Mühlrades durch die kalte Abendluft schwingt. Die Schab, riesige in Stroh gehüllte Gestalten mit langen Hörnern machen mit ihren gewundenen Peitschen Platz für das Öblarner Krampusspiel. Sie gehören zu den ältesten Figuren des Spieles und ihr Strohgewand symbolisiert die vegetationsarme Zeit des Winters. 

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Nachdem die Schab das Spiel eingeschnalzt haben, betreten Sommer und Winter die Bühne. In ihrem Streitgespräch will jeder dem anderen zeigen, dass die Menschen seine Jahreszeit lieber haben. Am Ende gewinnt der Winter als Herrscher die Oberhand.

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Wir san die Jaga vo Nikolo !

Das Szenenbild zeigt den Abend einer Bauersfamilie, die sich nach getaner Arbeit um den Tisch versammelt hat. Die Kinder sind unruhig, da sie wissen, dass die wilde Schar noch heute bei ihnen einkehren wird. Auch die Nachbarn kommen zu Besuch. Plötzlich klopft es polternd an der Tür. Zwei unheimliche Jäger betreten die Stube und kündigen das Kommen der rauen Gesellen an. Mit lautem Getöse öffnen sich die Tore des Verweserhauses und eine fürchterliche Horde von urtümlichen Gestalten erfüllt den Platz.

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Nun bin ich gerufen und nun bin ich da !

Krampusse mit zottigen Bockfellen toben mit ihren kunstvoll geschnitzten Holzmasken wie wild um den Stubentisch. Das Getöse der schweren Stierschellen und Messingglocken erfüllt den Platz und man spürt die Urgewalt, die hinter dieser ausdrucksvollen Szenerie steht. Der Oberteufel Luzifer wird von zwei zotteligen Gesellen an Ketten in Zaum gehalten und läßt sich nur unter Aufbringung aller Kräfte bändigen.

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Määähhhh !

Vor lauter Staunen über dieses seltsame Treiben übersieht man, dass plötzlich jemand die Haube oder den Hut vom Kopf zu stehlen versucht. Es ist die Habergeiß. Eine ziegenähnliche Gestalt, die allerlei Schabernack im Sinne hat und mit ihrem beweglichen Maul blitzschnell allerhand Sachen stibitzt. Mit von der Partie ist auch ein Schmied mit rußgeschwärztem Gesicht und Lederschurz. Mit seinem Hammer nagelte er früher oft Hausbewohner mit den Schuhen am Boden oder mit Kleidungsstücken an den Bänken fest. Jetzt kriecht er wieselflink unter den Zuschauern umher, versetzt dem Einen oder Andernen einen leichten Schlag auf die Füße oder hinterläßt eine schwarze Rußspur auf Händen und Gesicht.

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Die Waldgeister

Behäbig und grollend ziehen Waldgeister einher. Der grimmig dreinschauende Flechtenmann und der Graßteufel stammen noch aus jener Zeit, als die Bewohner des Tales Pflanzen und Tiere mit Geister beseelten. Mit Ihren flechten- und moosbehangenen Gewändern wirken sie wie jahrhundertealte Bäume, welche der rauhen Witterung trotzten.

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I bin da grimmige Tod genannt !

Eine unheimliche Stille erfüllt den Marktplatz. Der Tod betritt die Spielfläche und erhebt seinen Anspruch als ständiger Begleiter der Menschen. Mit seiner Sense unterstreicht er eindrucksvoll die Bedeutung seiner Worte und droht die Bauersfamilie in die Ewigkeit zu geleiten.

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Ich bin der heilige Nikolaus !

Bevor das Böse endgültig die Oberhand gewinnt erscheint Bischof Nikolaus und bezwingt die dunklen Gestalten. Er verbannt die wilde Schar aus der Stube hinaus und zwingt den Teufel Zerberus vor ihm auf die Knie.
Alle anwesenden Kinder werden vom heiligen Nikolaus mit Gaben beschenkt.

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Am Ende beschließt der Sturm das Spiel er fegt die Bühne leer beschriebt seine unheimliche Kraft und Energie.


So furchterregend die Gestalten auch erscheinen mögen, so diszipliniert läuft dieses Schauspiel jedoch vor den Augen der Zuseher ab. Auswüchse, wie bei anderen Veranstaltungen um die Krampuszeit, kennt man in Öblarn nicht. Die Rute war und ist ein Symbol der Fruchtbarkeit und wird nicht zur Züchtigung eingesetzt.  Aus diesem Grund schätzen vor allem Familien mit Kindern dieses Spiel, wo sie gefahrlos altes Brauchtum erleben können. So wird ein Stück steirisches Volksschauspiel liebevoll gepflegt und alljährlich Anfang Dezember zur Aufführung gebracht.

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Rund 70 Personen tragen alljährlich mit großer Begeisterung und vollem Einsatz zum Gelingen des Öblarner Krampusspieles bei.

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